Depression. Behandlung. Einblick in die Geschichte
Melancholie,
Traurigkeit, Schwermut, Kummer, Trübsinn, Depression...Was nun?
In der ersten Hälfte des XX Jahrhunderts, auf Grund vieler gesammelten
Informationen über das Leben der Menschen in der Steinzeit, haben die
Anthropologen festgestellt, das Menschen aus unterschiedlichen Siedlungen
überall auf der Welt, auch an psychischen Erkrankungen litten, unter anderem
auch an depressiven Störungen. Ausgehend aus diesen Erkenntnissen haben die
Wissenschaftler festgestellt, dass Depression eine lange und alte Geschichte
hat. Doch diese Ergebnisse können nicht zu 100 % beweisen, dass die
Urmenschen auch an Depressionen litten wie wir. Denn unzivilisierte Menschen
sind sensibler, deshalb sind ihre Depressionen ein Widerhall auf die
Geschehnisse, die auf der Erde stattfinden. Einfacher gesagt leiden diese
Menschen, weil sie Leiden der Mutter Erde "fühlen". Sie können das eigene
ICH nicht von dem Rest der Welt trennen. Die Situation hatte Kafka sehr
treffend beschrieben mit folgenden Worten: "Alles Leid um uns herum soll uns
auch treffen. Wir haben unterschiedliche Leiber, doch gleiche Entwicklung.
Das leitet uns durch alle Variationen von Schmerz."
In 4 Jahrtausend vor unserer Zeit behandelten Priester im altem Ägypten
Menschen, die an Traurigkeit litten. Die Priester in altem Indien dachten,
dass Traurigkeit, wie auch andere seelische Leiden, ein Zeichen der
Besessenheit sei. Deshalb behandelte man solche Menschen, indem man
bestimmte Schwüre, die Dämonen vertreiben sollten, immer wieder aussprach.
Allerfrüheste Beschreibung einer Depression findet man in der Bibel.
Damals gab es natürlich den Begriff "Depression" oder "Melancholie" noch
nicht. Es gab aber eine Geschichte über den ersten König des Israels Saul.
Der soll um 1000 v. Chr. gelebt haben. Man beschreibt ihn als einen zornigen
und grimmigen Menschen, der in die Verzweiflung versunken war:» Der Geist
des Herrn war von Saul gewichen; jetzt quälte ihn ein böser Geist, der vom
Herrn kam." Die Zeit verging, der König hatte Depressionsschübe immer öfter
und helle Momente immer seltener.
Die
Diener sagten zum Saul:" Du siehst, ein böser Geist Gottes quält dich. Darum
möge unser Herr seinen Knechten, die vor ihm stehen, befehlen, einen Mann zu
suchen, der die Zither zu spielen versteht. Sobald dich der böse Geist
Gottes überfällt, soll er auf der Zither spielen; dann wird es dir wieder
gut gehen". Und die Diener brachten den David in den Palast. "Sooft nun ein
Geist Gottes Saul überfiel, nahm David die Zither und spielte darauf. Dann
fühlte sich Saul erleichtert, es ging ihm wieder gut und der böse Geist wich
von ihm." Im Grunde war Saul der erste Musiktherapeut, weil er mit Musik
seine Depressionen behandelte.
Doch nicht die Dankbarkeit, sondern schwarzes Neid ergoss sich über das Herz
des Königs. Das Selbstwertgefühl des Sauls ist verletzt. Alles gelingt dem
Schönling David ohne Große Anstrengung. Der Saul ist zutiefst verletzt, dass
das Volk dem David mehr huldigt: "Saul hat Tausend erschlagen, David aber
Zehntausend." Später steigert sich seine Wut gegen David so stark, dass Saul
auf David zweimal mit Speer wirft: " Ich will David an die Wand spießen!"
David weicht zweimal aus. Seitdem "Und Saul begann sich vor David zu
fürchten, weil der Herr mit David war, Saul aber verlassen hatte."
In dieser biblischen Geschichte sind alle typischen Symptome einer
Depression genau beschrieben - Niedergeschlagenheit, Aggressionen, Ängste,
Schuldgefühle, schlechte Stimmung, rascher Stimmungswechsel. Saul vertieft
sich in seine Krankheit. Es führt zu seinem Selbstmord, er wirft sich auf
sein Schwert.
An vielen Stellen im Buch der Psalmen wird berichtet, das David immer
wieder an Unmut litt:" Vom Weinen zeigt sich mein Auge verquollen. Meine
Seele ist matt, und müde mein Leib. In Kummer schwindet mein Leben dahin, in
Seufzen vergehen meine Jahre. Meine Kraft ist gebrochen durch meine Schuld
und meine Glieder versagen den Dienst". "Vom Stöhnen bin ich erschöpft, ich
weine die ganze Nacht. Mein Bett ist nass von Tränen. Meine Augen sind vor
Kummer getrübt.".
Одно из первых описаний типичного депрессивного состояния можно найти у
Гомера
в "Илиаде" (7-8 в до н.э.), когда герой Беллерофонт "по Алейскому полю
скитался кругом, одинокий, сердце глодая тоскою, убегая следов человека".
Der griechische Philosoph Pythagoras von Samos riet bei Anflug von
Traurigkeit oder Zorn von den Menschen weg zu gehen, in der Einsamkeit diese
Gefühle "verdauen", damit Seelenfrieden erreichend. Auch hat er geglaubt,
dass die beste Medizin gegen einer Depression Musik sei. Besonderes passend
dazu fand er die Hymnen von Hesiod.
Der griechische Philosoph Demokrit riet in Zeiten des Trübsinns
die Welt um sich betrachten und sich auf eigenes Dasein zu konzentrieren.
Die Griechen in der Antike glaubten, dass Wurzel aller Krankheiten im
Ungleichgewicht der 4 Körperflüssigkeiten ( Blut, schwarze und gelbe Galle,
Schleim) liegen. Wenn man Angst, Niedergeschlagenheit, schlechte Stimmung
hat, so erhöht sich die Menge an schwarzen Galle. Darüber kann man auch bei
Empedokles nachlesen.
Der Begriff "Depression"( von lat.deprimere "niederdrücken" ) ist noch
gar nicht alt. Man fing ihn zu benutzen im XIX Jahrhundert.
Davor nutzte man das Wort " Melancholie." Den Begriff
Melancholie ( von gr. "Schwarzgalligkeit" ) führte der griechische Arzt
Hippokrates von Kos ein.
Hippokrates schreibt über zwei Bedeutungen des Wortes Melancholie. Erste
Bedeutung - aus Temperamenten Lehre . Ein Temperament ist Melancholiker. Bei
den Melancholikern gebe es Überschuss an schwarzer Galle. Die Melancholiker
" sind lichtempfindlich und meiden Menschenkontakt. Sie beschweren sich über
Schmerzen im Bauch so, als würde man sie mit Tausenden von nadeln stechen."
Zweite Bedeutung- Melancholie als Krankheit. " Wenn die Ängste und
Willensschwäche andauern, dann ist es Anfang einer Melancholie...Angst und
Trauer, wenn sie länger andauern und keine bürgerlichen Gründe haben, sind
von der schwarzen Galle."
Hippokrates beschrieb die Symptome einer Melancholie " Appetitlosigkeit,
Niedergeschlagenheit, Schlaflosigkeit, hohe Reizbarkeit und innere Unruhe."
Das man die Gründe für diese Erkrankung im Gehirn suchen soll, hatten schon
die griechischen Philosophen Alkmaion und Pythagoras vermutet. Doch hatte
Hippokrates als erster geschrieben, dass " unser Gehirn macht uns
wahnsinnig, von ihm kommen Traurigkeit, Unzufriedenheit, Enttäuschung,
Schlaflosigkeit, innere Unruhe und sonderbares Verhalten. Gehirn ist
verantwortlich für Wahnsinn, Unruhe und Ängste. Das alles tritt ein, wenn
das Gehirn zu sehr erhitzt ist, kühl, feucht oder trocken."
Hippokrates hat auch versucht unterschiedliche Zustände der Melancholie
zu klassifizieren. Es gebe Melancholie, die von den äußeren Umständen
ausgelöst wurde - erschütterndes Ereignis, Überforderung, Übermüdung -"
lange seelische Arbeit führt zu Melancholie".
Und Melancholie, die ohne erkennbare Gründe auftritt - in der modernen
Psychiatrie nennt man das endogene Depression. Hippokrates hatte auch
angemerkt, dass es Menschen gibt, die von Geburt an eine Anfälligkeit für
Melancholie haben, und dass eine Melancholie von einem traumatischen
Erlebnis ausgelöst werden könne. Hippokrates verband eine Steigung an Menge
der schwarzen Galle im Körper mit Herbst - Winter Zeit . Genau in diese
Jahreszeit verstärke sich "Trauer, Unruhe, Niedergeschlagenheit,
Schlaflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Appetitlosigkeit und Drang zum
Selbstmord." Hippokrates behandelte die Melancholie mit einer speziellen
Diät, gab den Patienten Alraunen Tinktur und Nieswurz Saft. Die Auszüge aus
den Pflanzen hatten abführende und brechreizende Wirkung, was Patienten vom
Überschuss an schwarzer Galle befreien sollte.
Der
griechische Philosoph Platon hatte als Erster Symptome einer Depression und
Manie beschrieben. Er unterscheidet zwei Formen des Wahnsinns. Die eine Form
ist Erkrankung und die andere - "Göttlicher Wahnsinn". Zu der zweiten
Kategorie gehören Wahrsagerei, Mystik und Poesie. Bei den Frauen nutzte man
Begriff Hysterie ( von altgr. Gebärmutter ).
Eigentlich sind die Gründe für das strickte Trennen der Therapie auf
medikamentöse und Psychotherapie in der modernen Medizin auf die
Auseinandersetzung der griechischen Philosophen Platon und Sokrates auf
einer Seite und dem Hippokrates auf der Anderen. Hippokrates kritisierte
Behandlung einer Depression mit den Methoden der Tempel Medizin der Priester
und nannte sie "Betrüger und Gauner ". Er trat auch gegen Philosophen auf
"Alles, was Philosophen im Gebiet der Naturwissenschaften verfasst haben,
hat genau so eine Bedeutung in der Medizin wie in der Malerei." Sokrates und
Platon dagegen fanden die Ansichten des Hippokrates zu sehr mechanistisch
und meinten, dass die Ärzte leichte Formen der Krankheit noch heilen
könnten, doch für die Heilung der schweren Formen seien Philosophen
zuständig. Depression ( Melancholie) sei eine schwere Erkrankung, daraus
folgend sollten Philosophen sie behandeln. Sokrates und Plato führten den
Begriff "Ego" ein. Plato sagte, dass die Erlebnisse in der Kindheit und
Einfluss der Eltern die Persönlichkeit des Menschen definieren und schaffte
ein Model der Psyche , das aus Verstand, Trieben und Geist bestand.
Sokrates, Plato und Hippokrates waren ihrer Zeit im Voraus. Seitdem sind
fast 2,5 Tausend Jahre vergangen, bis man ihre Theorien verwirklichen
konnte. Hippokrates- zu Erfindung der Antidepressiva, Plato und Sokrates-
Psychotherapie.
Der
griechische Philosoph Aristoteles stellte eine Frage, die 2 Tausend
Jahre später zum schreiben des Kapitels "Große Depressionen depressive
Größen führte:" Wieso Menschen, die sehr talentiert seien in der
Philosophie, Poesie, anderen Kunstrichtungen oder in der Staatsführung,
allesamt Melancholiker seien? Manche von denen litten an der Überfüllung an
schwarzer Galle, wie Herakles. Genau er war melancholischer Natur. Deshalb
tauften die Alten die heilige Erkrankung mit seinem Namen. Ohne Zweifel
hatten auch viele andere Helden wie er auch diese Erkrankung... Und viel
später auch Empedokles, Sokrates und Plato und viele anderen ehrenwerten
Männer." ( Problemen XXX, I ) Aristoteles versuchte die philosophische und
medizinische Ansichten zu vereinen:" Körperliche Schäden treffen die Seele,
und die seelische Krankheiten kommen vom Körper."
Sehr
treffend beschrieb die Natur der Depression in seinem Werk „Gespräche in
Tusculum“ der Marcus Tullius Cicero (3.01.106 v. Chr. - 7.12.43 v.
Chr.) - ein römischer Politiker, Anwalt, Philosoph und Schriftsteller. In
diesen Zeilen, geschriebenen fast zwei Tausend Jahren zuvor, wurde so
präzise und verständlich der Zustand der Depression beschrieben, dass viele
Forscher vermuten, dass so eine Beschreibung nur ein Mensch machen könnte,
der selber eine schwere Depression erlebt hatte. Cicero schrieb: " Angst und
Trauer kommen von den Gedanken über das Böse. Gerade die Angst ist der
Gedanke über das bevorstehende große Böse, und Schwermut ist Gedanke über
das Böse, was schon geschehen ist, und dazu noch vor nicht all zu langer
Zeit. Und dann natürlicherweise überkommt Einen so eine Trauer, dass der
Betroffene glaubt, dass er es verdient hat. Diese Unruhe, Furien ähnlich,
schickt auf unser Leben die menschliche Unvernunft." Cicero betont, dass "
Jede geistige Störung ist schon eine Katastrophe, Trauer oder Schwermut aber
sind ähnlich einer echten Folter." Wenn Ängste zu Niedergeschlagenheit
führen, so birgt die Trauer in sich " Zermürbung, Qualen, Absturz,
Verzerrung und, zuletzt Zerstörung und Vernichtung des Geistes." Er zitiert
die Meinung des griechischen Philosophen Chrysippos von Soloi nannte
Depression "Zersetzung des Menschen selbst ". Cicero erwähnt, dass vor ihm
schon einige Autoren schon über Melancholie geschrieben haben,
einschließlich Homer, der geschrieben hat, dass die Betroffene sich
zurückziehen. Jedoch schlug der Cicero auch keine Behandlungen vor,
zusammenfassend, dass " das Leib kann man behandeln, für die erkrankte Seele
gibt es keine Arznei.
Cicero schrieb, dass es oft unmöglich sei aus Depression mit eigenen
Kräften raus zu kommen: "Es liegt nicht in unserer Macht das zu
unterdrücken, was wir für böses halten, verbergen und vergessen jenes. Das
Böse nagt an uns, ängstigt, sticht, brennt, verschnürt uns den Atem.. Und du
befielst vergessen?" Er erwähnt, dass die beste Medizin seit eh und je die
Zeit selbst ist. Gleichzeitig solle man sich nicht nur auf die Zeit
verlassen: "Wenn man Depression nicht entwurzelt, kann man nicht auf
vollständige Heilung hoffen." " Das wichtigste beim Trösten - Entfernung der
Vorstellung des Leidenden, dass er angeblich, wenn er leidet dieses Leiden
auch verdient hat, dass es sein Schicksal sei." Die beste Medizin nach
Meinung des Cicero seien Gespräche mit Betroffenen. Genau genommen hatte
Cicero als einer der ersten vorgeschlagen die therapeutischen Gespräche bei
der Depressionen Behandlung zu nutzen. Und natürlich spricht Cicero über das
Wichtigste überhaupt, Hoffnung. " Der Mensch hält jegliches Leid aus, wenn
auch nur aus der Ferne ein Fünkchen Hoffnung zu sehen ist."
Sehr
interessant ist eine Legende , die der griechische Schriftsteller
Plutarch überlieferte. Es geht in der Legende um Antiochos, den Sohn des
syrischen Königs Seleukos I. Nicator. Antiochos verliebte sich in die junge
Gemahlin seines Vaters. "Da er jedoch das Ungebährliche seiner Leidenschaft
einsah, tat er weder etwas für sein Ziel noch offenbarte er es, sondern war
krank und siechte dahin und wirkte freiwillig mit, um zu sterben." Plutarch
schilderte das so "als er (Antiochos) schließlich zur Erkenntnis kam, dass
seine Begierde sträflich und seine Krankheit unheilbar war, und er nicht
mehr aus noch ein wusste, sann er auf ein Mittel, seinem Leben ein Ende zu
machen, und gedachte.....seinen Körper allmählich durch Entziehung aller
Pflege und Nahrung zum Erliegen zu bringen." Antiochos erzählt keinem von
den Gründen seines Befindens. Es wird ein Arzt gerufen, Erasistratos.
"Erasistratos hielt sich, um das ( die Gründe der Erkrankung)
herauszubekommen, ständig im Zimmer auf. Und wenn ein schöner Jüngling oder
eine schöne Frau hereinkam, blickte er auf das Gesicht des Antiochs und
beobachtete diejenigen Körperteile und ihre Wandlungen, welche von einer
seelischen Erregung besonders in Mitleidenschaft gezogen zu werden
pflegten,"- so laut Plutarch. So erfährt der Arzt , dass der junge Mann in
die Frau seines Vaters verliebt sei. Nach dem der Arzt alles dem König
berichtet " berief Seleukos eine allgemeine Versammlung und erklärte, es sei
sein Wille und Beschluß, Antiochos zum König und Stratonike zur Königin
aller Provinzen Innerasiens zu ernennen und sie miteinander zu vermählen."
Das hatte der Vater für seinen Sohn getan, um ihn vor schwarzen Melancholie
zu heilen, die ihn womöglich noch ins Grab gebracht hätte. Diese Geschichte
wurde von vielen Künstlern aufgegriffen und weiter verarbeitet.
Aulus Cornelius Celsus ( um 25 v. Chr - um 50 n. Chr ) war zwar
kein Arzt, aber er hinterließ der Nachwelt eine große Enzyklopädie. Ein Teil
davon, was Medizin gewidmet ist, umfasst ganze acht Bücher. Über Depression
schreibt er:"Litt jemand seit längerer
Zeit an Traurigkeit , verbunden mit Furcht und Schlaflosigkeit, so ist
eine von der schwarzen Galle ausgehende Krankheit im Anzüge." Im Buch drei
Kapitel 18- 19 Beschreibt Celsus die " Drei Arten des Irreseins". "Die
zweite Art des Irreseins dauert länger..sie besteht in Traurigkeit, welche
durch schwarze Galle verursacht zu werden scheint....von dem Kranken alles,
was ihn erschrecken könnte, fern halten und ihn vielmehr dahin zu bringen
suchen, dass er gute Hoffnung fasst. Man muss ihm durch Erzählungen
angenehme Unterhaltung verschaffen oder durch Spiele, an denen er sich, als
er gesund war, am meisten zu ergötzen pflegte...Hier ist das Aderlassen
nützlich....eine sehr strenge Diät ....Ist der Kranke stärker, so sind auch
häufige aktive Bewegungen gut und Brechen im nüchternen Zustande..."
Römischer Arzt Asklepiades von Bithynien ritt bei Depressionen
warme Bäder, kalte Umschläge auf den Kopf, Abführmittel, Massagen, leichte
Gymnastik, Diät , die fettes Fleisch und Wein ausschließt. Man dürfe den
Kranken nie alleine lassen und bei Genesung eine angenehme Reise
unternehmen.
Der griechische Arzt Galenos von Pergamon, der nicht kleineren
Einfluss hatte wie Hippokrates, trug zwar kaum was neues zu Behandlung und
Beschreibung psychischer Erkrankungen. Dafür klassifizierte er die
psychischen Erkrankungen in zwei Kategorien: psychischen Ursprungs und
mentale. Die Ursachen der Störungen könnten Kopfverletzungen sein,
Alkoholismus, unglückliche Liebes Beziehung, das Heranwachsen, menstruelle
Veränderungen, Angst- und Schockzustände.
Aretaios, auch ein griechischer Arzt, schrieb auch ein Paar
medizinische Werke. Acht Bücher davon sind erhalten geblieben. In seinem
Buch " Über Ursachen und Anzeichen chronischer Leiden" widmet er dem Thema
Melancholie ein Kapitel. Melancholie beschreibt er als "eine Mutlosigkeit
hinsichtlich einer bestimmten Einbildung ohne Fieber." .
Melancholie könne jede Zeit zu Manie werden. " Mir scheint sie (
Melancholie) ein Anfang und ein Teil der Manie , den die Maniakischen neigen
sich bald zum Zorn, bald zu ausgelassenen Lustigkeit, die Melancholischen
nur zu Traurigkeit und Mutlosigkeit." Aretaios unterteilt die Erkrankung in
mehrere Stufen. Die erste Stufe: Traurigkeit, Niedergeschlagenheit,
Schlaflosigkeit, Zorn, Trägheit. Zweite- Angstzustände und Alpträume,
schneller Stimmungswechsel, starke Gegensätze im Verhalten. Dritte -
Menschenhass, Todessehnsucht, Menschenflucht. Die Erkrankten " verlieren
auch Gefühl und Verstand...vergessen sich selbst... Auch das Ansehen ihres
Körpers wird immer schlechter....Sie sind gefräßig , aber welk an den
Gliedern, denn kein Schlaf hält bei ihnen Speise und trank zusammen, sondern
die Nahrung wird durch die Schlaflosigkeit nach außen getrieben und
zerstreut.
Das ganze Wissen, was vorher schon über Melancholie und andere Psychische
Erkrankungen gesammelt worden war, ist im Mittelalter völlig in
Vergessenheit geraten. Diese Zeit wird stark von der Kirche und dem Glauben
beeinflusst. Gott stand in der Mitte des Denkens, nach dem Glauben hat sich
alles ausgerichtet. Die Wissenschaft und Medizin sind in die Hände der
Kirche übergetreten. Für freien Geist gab es da keinen Platz mehr. Die
Krankheiten wurden als Straffe oder Prüfung Gottes angesehen. Melancholie
wurde als Trägheit bezeichnet.
Thomas von Aquin (1224-1274) nannte Melancholie als eine der sieben
Todsünden. Die Acedia " Trägheit des Herzens" wurde mit Faulheit
gleichgesetzt.
Luther meinte "ist wahr...Wo ein melancholisch- und schwermütiger Kopf
ist, da hat der Teufel zugericht Bad."
Im 3 Jahrhundert schrieb Euagrios Pontikos über einen Mönch: "Die Sonne
scheint dem der acedia verfallenen Mönch stillzustehen, der Tag kommt ihm
unendlich lang vor. Er wird von dem Dämon getrieben, aus der Behausung zu
gehen, die Sonne anzustarren und ihren Stand zu prüfen. Hass gegen seinen
Aufenthaltsort, gegen sein Leben und seiner Hände Arbeit überkommen ihn, und
er glaubt, dass die Liebe seiner Gefährten nachgelassen habe und es
niemanden gebe, der ihn mit seinem Trost zu helfen bereit sei."
Der Priester, Mönch und Abt Johannes von Massilia schrieb über
Melancholie, es sei "Ekel und Angst des Herzens".
Da man dachte, dass solche Erkrankungen als Bestrafungen Gottes für Sünden
oder Besessenheit vom Teufel seien, wurden solche Menschen oft ausgesetzt.
Meistens fanden sie Unterschlupf in den Klöstern. Wenn sie einfache Aufgaben
und Arbeiten nicht mehr verrichten konnten, so gab für sie nur ein Ort - ein
Klosterspital. Da wurden "die von Sünde befleckten" bis zu "Reinigung"
isoliert .
Auch haben oft die Angehörige die Kranken an sogenannte heilige Orte
gebracht, wo Reliquien aufbewahrt wurden. Man glaubte, dass die Nähe an
diese Reliquien Heilung bringe und lies die Kranken einfach dort, wo sie
dann einfach auf der Straße lebten. Als Behandlung verwendete man auch
Exorzismus und andere Foltermethoden. Viele Menschen mit psychischen
Erkrankungen fielen bei Hexenjagden zum Opfer.
Im mittleren Osten und islamischen Ländern war die Lage anderes. Im Jahr
792 wurde in Bagdad erstes Krankenhaus für psychisch Kranke eröffnet, und
bald darauf auch in Damaskus, Aleppo, Medina, Buchara, Kairo. Die
Geistesgestörten wurden den körperlich Kranken gleichgestellt. Die Rettung
der Seele war sogar wichtiger als des Körpers. Die Krankenhäuser wurden mit
Bädern, Bibliotheken, Gärten ausgestattet. Neben physiotherapeutischen
Anwendungen wurden auch Arzneimittel bei der Behandlung angewandt: Kaffee,
Wein, Cannabis, Haschisch, Mohnpulver. Auch benutzte man Musik und andere
Beschäftigungstherapien wie Tanzen, Lesen, Theater, Gespräche. Natürlich gab
es auch alternative Methoden wie Handauflegen, Traumdeutung und magische
Sprüche. So wird im Koran der Umgang mit psychisch Kranken beschrieben: "
Und gebt den Schwachsinnigen nicht euer Gut, das Allah euch zum Unterhalt
anvertraut hat, sondern nährt sie damit und kleidet sie und sprecht Worte
der Güte zu ihnen."
Der
persische Arzt Avicenna ( 980-1037) verfasste ein Werk " Kanon der
Medizin" , wo er persische, römische und griechische medizinische
Traditionen vereinte. In seinem Werk beschrieb er Erkrankungen wie Hysterie,
Epilepsie, Manie und Melancholie. Hier wird ein Beispiel der Behandlung
eines Prinzen durch Avicenna beschrieben. " Ein Prinz wurde von Melancholie
gequält und litt an der Wahnvorstellung er sei eine Kuh... Er muhte wie eine
Kuh und belästigte damit jedermann.. Er schrie:" Tötet mich, damit mein
Fleisch eine gute Suppe gibt." Schließlich hörte er auf zu essen.. Avicenna
wurde dazu überredet den Fall zu übernehmen. Zuerst sandte er eine Nachricht
an Patienten, in der er ihn bat, guten Mutes zu sein, da der Metzger
unterwegs sei, um ihn zu schlachten, woraufhin der Patient frohlockte. Bald
danach betrat Avicenna das Krankenzimmer, ein Messer in der Hand und fragte:
"Wo ist die Kuh, die ich schlachten soll ?"
Der Patient muhte, um zu zeigen ,wo er war. Auf Avicennas Anweisung wurde er
auf den Boden gelegt und an Händen und Füssen gefesselt. Dann tastete
Avicenna ihn überall ab und sagte: " Er ist zu mager und noch nicht bereit
für die Schlachtung, er muss noch gemästet werden." Dann bot man ihn
angemessene Nahrung über die er sich nun begierig hermachte, und nach und
nach nahm er an Stärke zu, erholte sich von seiner Wahnvorstellung und genas
vollständig." ( Browne, 1921, S. 88-89 )
Konstantin der Afrikaner war ein tunesischer Arzt und lebte etwa im 11
Jahrhundert. Er übersetzte alle bedeutenden medizinischen Texte aus dem
Arabischen ins Lateinische. Er schrieb in seinem Traktat über Melancholie "
Sie ist eine Krankheit des Körpers, die die Seele in Mitleidenschaft zieht.
" " Heftige Affekte, besondere Trauer, Kummer und Verluste, Angst, sowie
intensive Anstrengungen des Geistes können Melancholia in Gang bringen." Als
Behandlung wird Ruhe, Spaziergänge, Reiten, warme Bäder und Koitus
vorgeschlagen. Auch Salben zum Einreiben und Benetzen der Kopfhaut mit
Kräuterextrakten, und Frauen- oder Eselsmilch.
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